Nachlese zum Fachgespräch „Circular Heritage – Kreislauffähiges Sanieren mit traditionellen Bauweisen“

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Das Fachgespräch wurde vom Bundesdenkmalamt in Zusammenarbeit mit ICOMOS Austria am 10. Dezember 2024 in der Kartause Mauerbach veranstaltet. Thema war die Verbindung von ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit basierend auf traditionellen Handwerkstechniken.

Die Tagung begann mit der Vorstellung einer jüngst veröffentlichten Studie zu den volkswirtschaftlichen Auswirkungen von Investitionen in Denkmale, präsentiert von Heinz Schödl, Anna Burton und Gerhard Streicher. Im Anschluss führte Friedrich Idam in einem Vortrag zur Kulturgeschichte der Wiederverwendung und Umnutzung in den historischen Kontext der Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft ein. Anna-Vera Deinhammer schlug mit ihrem Vortrag zum Thema ReUse in der Bau- und Immobilienwirtschaft die Brücke zur Gegenwart.

Im darauffolgenden Themenblock wurden die rechtlichen und technischen Herausforderungen der Kreislauffähigkeit thematisiert: David Suchanek gab einen umfassenden Überblick über die relevanten Rechtsmaterien zur Wiederverwendung von Baumaterialien, während Stefan Salhofer anhand praktischer Beispiele die Methodik der Lebenszyklusanalyse erläuterte. Claudiu Silvestru beleuchtete im Anschluss Rückbaukonzepte und Planungen zur Anschlussnutzung historischer Baudetails.

Mit dem Tagungsbeitrag von Andrea Kessler wurde der Blick auf die Praxis gelenkt: Sie sprach über Materialplattformen als Vermittlungsstelle von gebrauchten Baustoffen. Astrid Huber leitete in Ihrem Vortrag mit Beispielen über die Tradition der Wiederverwendung in der Baudenkmalpflege zum Rundgang durch die Kartause über: In den Materialsammlungen des Bundesdenkmalamtes zeigten Handwerker:innen, Restaurator:innen und Altmaterialhändler:innen, wie basierend auf traditionellen Handwerkstechniken mit lösbaren Verbindungen die zuvor besprochene Theorie in der Praxis umgesetzt werden kann. Im Anschluss schilderten Sigfried Steiner, Rene Caran und Thomas Reiner die Möglichkeiten und Grenzen beim Wiedereinbringen historischer Materialien.

eineFrau redet

Die Fortführung der Tradition der Wiederverwendung im historischen Bauwesen in der Baudenkmalpflege stellt eine wertvolle Praxis dar, die den Erhalt von Baudetails und Baumaterialien von hoher handwerklicher Qualität ermöglicht. Authentische Oberflächen, Patina und Gebrauchsspuren sind nicht nur Zeugnisse der Geschichte, sondern auch Indikatoren für die ökologischen und funktionalen Eigenschaften traditioneller Materialien. Diese zeichnen sich durch ihre regionalen, natürlichen Ursprünge aus und sind pflegbar, reparaturfähig dadurch dauerhaft. Zudem gewährleisten die lösbaren Verbindungen der verwendeten Materialien eine nachhaltige Wiederverwendbarkeit und Recyclingfähigkeit.

In Anbetracht der Tatsache, dass viele dieser Materialien, wie Schmiedeeisen, Kupferdachplatten und Kaiserstein, heute nicht mehr in gleicher Qualität erhältlich sind, wird die Bedeutung der Wiederverwendung in der Baudenkmalpflege besonders deutlich.

Die Baudenkmalpflege bietet nicht nur ein Modell für den Erhalt kulturellen Erbes, sondern auch für die Anwendung von Prinzipien der Wiederverwendbarkeit und Ressourcenschonung, die aus historischen Handwerkstechniken und Baumaterialien gewonnen werden. Diese Erkenntnisse könnten als Grundlage dienen, um zukünftige Baupraktiken und -technologien in einer zunehmend nachhaltigkeitsorientierten Architektur weiterzuentwickeln.

Fachgespräch "Kreislauffähiges Sanieren mit traditionellen Bauweisen"

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