Wiedereröffnung des Parlaments
Nach fünf Jahren Restaurierung wird das historische Parlamentsgebäude am 12. Jänner wiedereröffnet.
Das Parlamentsgebäude wurde 1871 bis 1883 nach Plänen von Architekt Theophil von Hansen errichtet und ist eines der bedeutendsten historistischen Bauten Wiens. Es bildet den Höhepunkt in Hansens Schaffen, dem Wien weitere Prachtbauten wie das Palais Erzherzog Wilhelm, das Musikvereinsgebäude, das Palais Epstein, das Palais Ephrussi und die Akademie der Bildenden Künste Wien, verdankt, um nur einige zu nennen.
Nach über 130 Jahren beinahe ununterbrochenen Betriebs war das Parlamentsgebäude am Ende seiner technischen Lebensdauer angelangt. Um das Bauwerk zu bewahren und „fit für die Zukunft“ zu machen, wurde 2014 vom Parlament die Sanierung des Gebäudes an der Wiener Ringstraße beschlossen.
Die Sanierung bringt architektonische Neuerungen: Das Haus wurde mit moderner Technik ausgestattet und an aktuelle Sicherheitsstandards angepasst. Zentrales Ziel war zudem die Steigerung der Nachhaltigkeit des Parlamentsgebäudes. Die thermische Verbesserung der Gebäudehülle zur Steigerung der Heizeffizienz, die Installation einer bewegungs- und tageslichtabhängigen Lichtsteuerung sowie der Einbau von energieeffizienter Technik sind einige der umgesetzten Maßnahmen.
Saniert wurden rund 55.000 m² Netto-Geschoßfläche, 740 Fenster und 600 historische Türen sowie 500 historische Luster und Leuchten. Die wesentlichsten architektonischen Neuerungen sind das großzügige Besucherzentrum im Untergeschoß, die eleganten neuen Stiegenhäuser sowie, als signifikantes Zeichen, die neue Glaskuppel über dem Nationalratssitzungssaal mit einem Durchmesser von 28 Metern und einer Fläche von 550 m²; damit fällt erstmals Tageslicht in den Saal. Das ehedem ansteigende Bodenniveau wurde zudem abgeflacht und das Plenum teilweise neu angeordnet, um Barrierefreiheit zu gewährleisten.
Modernisierung und Denkmalschutz konnten in Einklang gebracht werden.
Das Bundesdenkmalamt war von Beginn an in die Planung und in sämtliche Restaurierungsprojekte eingebunden. Die historischen Prunkräume, aber auch die von den Architekten Fellerer und Wörle im Zuge des Wiederaufbaus gestalteten architektonischen Bereiche sowie die Fassaden wurden auf Initiative des Landeskonservatorats für Wien restauratorisch untersucht und teilweise Musterarbeiten angelegt. Diese Vorarbeiten dienten dann der Definition der Restaurierungsziele, waren maßgebend für die folgenden Ausschreibungen und die anschließenden Ausführungen. Auch die eigentliche Umsetzung wurde von der Wiener Abteilung begleitet, um die Einhaltung der denkmalpflegerischen Vorgaben sicherzustellen und allfällige Detailfragen im Zuge des Baufortschritts zu klären. Die denkmalpflegerischen Arbeiten wurden von hochspezialisierten Restaurator:innen und Firmen, die vor Ort und in verschiedenen Fachwerkstätten auf Hochtouren arbeiteten, ausgeführt.
Über 100 Firmen aus ganz Österreich wirkten an der Sanierung des Parlamentsgebäudes mit. Von der Dachdeckung aus dem Burgenland über Möbel aus der Steiermark bis zum Wappenadler, der durch die Arbeit einer oberösterreichischen Metallwerkstatt wieder in altem Glanz erstrahlt, waren großteils heimische kleine und mittelständische Betriebe am Werk. In Spitzenzeiten waren bis zu 550 Arbeiter:innen gleichzeitig auf der Baustelle tätig.
Bevor das „Hohe Haus“ wieder seinen Betrieb aufnimmt, wird es am 12. Jänner mit einem Festakt feierlich eröffnet. Nach der Rückübersiedlung ins sanierte Parlamentsgebäude werden die in der Hofburg genutzten Bereiche wieder an die Burghauptmannschaft übergeben. Die Pavillons im Bibliothekshof und am Heldenplatz werden ab 20. Februar 2023 abgebaut; Projekte für eine Wiederverwendung werden derzeit geprüft.
Das Bundesdenkmalamt plant in der Reihe „Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege“ (ÖZKD) eine Fachpublikation mit dem Schwerpunkt auf die Restaurierungsarbeiten im Parlamentsgebäude. Das Heft wird im Frühling 2023 erscheinen.