Mai 2022

Aquarell
Foto: H. Suck

Meisterstück komisch-allegorischer Dichtung:
Das Haus der Laune in Laxenburg (Niederösterreich)

Im Auftrag von Maria Theresia wurde das „Haus der Laune“ um 1798 von Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg geplant und im bedeutendsten Landschaftsgarten Österreichs errichtet. Hetzendorfs ursprünglicher Ausbildung als Theatermaler ist der romantische Geist und die außergewöhnliche künstlerische Gestaltung des Gebäudes zu verdanken.

Fenster

 „Da ich diese ganze Anlage nicht für bloses Spielwerk sondern für ein Meisterstück von komisch-allegorischer Dichtung, und überhaupt für ein Werk halte, deßgleichen Europa nicht aufzuweisen hat, […] Denn das Ganze scheint mir einen so hohen, feinen und vielfassenden Sinn zu haben, daß ihn außer dem Künstler vielleicht Niemand vollständig erklären kann.“ versuchte Franz de Paula Gaheis im Jahr 1801 das Haus zu beschreiben.

Wenige Jahre später, 1809, wurde das „Haus der Laune“ bei kriegerischen Auseinandersetzungen stark beschädigt. Der unvergleichliche Charakter des Gebäudes ging im Zuge der notwendigen Renovierungsarbeiten im Jahr 1814 verloren, als es im Auftrag von Kaiser Franz II./I. eine schlichte, frühklassizistische Fassade erhielt.

Dieses „Lusthaus im Eichenhain“ fiel dem feindlichen Beschuss im Zweiten Weltkrieg sowie einem in Folge verstärkt einsetzenden Verfallsprozess zum Opfer. Übrig blieb eine fast schon romantische Gefühle auslösende Ruine, bestehend aus den Grundmauern des Erdgeschoßes, die weiterem Verfall durch Witterungseinflüsse ausgesetzt war. Die ursprüngliche Bedeutung und die Intention des Architekten waren kaum mehr zu erahnen. Lediglich geringe Reste der Putzoberflächen deuten heute auf die zwei genannten Gestaltungsperioden hin.

2015 wurden erste Überlegungen zur Bewahrung der verbleibenden Überreste dieses außergewöhnlichen Kulturgutes angestellt. Fundament aller weiterführenden Maßnahmen waren restauratorische, bauhistorische und archäologische Untersuchungen sowie Gutachten in Hinblick auf die Statik und Konservierung, die in den Jahren 2017 bis 2018 durchgeführt wurden. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse wurden in verschiedenen Entwurfsstudien mögliche Nutzungsvarianten der Ruine beleuchtet.

Im Konsens der Betriebsgesellschaft Schloss Laxenburg als Vertreterin des Bundeslandes Niederösterreich und der Stadt Wien mit dem Bundesdenkmalamt, den Planenden und den ausführenden Firmen sprach man sich gegen eine Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes aus. Viel mehr stand die unverfälschte Erhaltung der Originalsubstanz im Vordergrund.

Für die Besucher:innen im Schlosspark Laxenburg soll die Ruine mit ihrer stark durch die Geschichte geprägten Biografie authentisch und unverfälscht erhalten bleiben. Den „krönenden“ Abschluss – im wahrsten Sinne des Wortes – bildet heute ein elegantes, gemäß dem vielgestaltigen Gebäudeumriss vorkragendes Dach, welches quasi über der Mauerkrone schwebend den Schutz der Ruine erfüllt.