NS-Opferorte in Österreich
In zwei aufeinanderfolgenden Forschungsprojekten des Bundesdenkmalamtes wurden bislang 2.113 NS-Opferlager von Archäolog:innen und Zeithistoriker:innen in Österreich festgestellt, dokumentiert und in einer Liste erfasst. Die Liste soll die Lokalisierung ehemaliger NS-Opferlager verbessern, ihre weitere Erforschung erleichtern sowie die Öffentlichkeit auf ihre frühere Lage und Existenz aufmerksam machen.
Von den wenigsten Lagern sind heute noch Überreste wie zum Beispiel Mauern oder Baracken erhalten, weshalb eine Zusammenführung der Daten und eine wissenschaftliche Dokumentation umso dringlicher erscheint. Bei zwei Drittel dieser Lager, die auch Lager von Zwangsarbeiter:innen umfassen, wurde durch intensive Forschungen und unter Verwendung der GIS-Atlanten der Bundesländer, Orthofotos und Lidar-Bildern eine parzellengenaue Lokalisierung erreicht. Bei etwa einem Drittel bleibt die genaue geografische Lage bislang ungeklärt.
Mit den Forschungen waren ARDIG – Archäologischer Dienst GmbH und ein Team um den Archäologen und Bauforscher Paul Mitchell betraut. Kooperation und Wissensaustausch bestand etwa mit dem Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung in Graz und dem Projektteam „Unsichtbare Lager in Niederösterreich“.
Zahlreiche Einzelpersonen sowie Forschende trugen zur Erweiterung und Vertiefung der Forschung bei. Neben Online-Publikationen wurden Sekundärquellen spezialisierter Bibliotheken erfasst. Eine Fülle an Material, welches von Ortschronist:innen, Privatforschenden und Bürgerinitiativen zur Verfügung gestellt wurde, konnte ebenfalls in das Projekt einfließen.
Nach fast 100 Meldungen aus der interessierten Bevölkerung wurde die Liste aktualisiert und überarbeitet und erscheint in dieser neuen Form in den „Fundberichten aus Österreich Band 59“ mit einer ersten Auswertung in Katalogform.
Hier geht es zur interaktiven Landkarte, die der ORF auf der Basis der Liste des Bundesdenkmalamtes erstellt hat.
Download der aktuellen Liste
Katalog NS-Opferorte in Österreich
Das Bundesdenkmalamt erweitert diesen Katalog laufend. Dr. Johannes Thaler nimmt Ihre Meldungen gerne entgegen und steht bei Fragen zur Verfügung.
Liste der jüdischen Orte Österreichs
Vor 1938 haben 200.000 Jüdinnen und Juden in Österreich gelebt. Während der NS-Zeit wurden Zehntausende ermordet, über 100.000 wurden vertrieben. Heute leben rund 15.000 Jüdinnen und Juden im Land. Das Bundesdenkmalamt erstellte nun eine Liste der jüdischen Orte Österreichs, vom mittelalterlichen Bethaus bis zu den jüdischen Friedhöfen, die es im Land gibt.
Der ORF hat daraus eine interaktive Karte erarbeitet, auf der sich die jüdische Geschichte entdecken lässt: Jüdische Orte in Österreich
Kontakt
Dr. Johannes Thaler
Abteilung für Denkmalforschung
E-Mail: johannes.thaler@bda.gv.at
Zum Umgang mit materiellen Zeugnissen aus der Zeit der NS-Diktatur in Bodendenkmalpflege und Archäologie
Das Bundesdenkmalamt veröffentlicht an dieser Stelle ein von der „AG Linz“, einer Expert:innengruppe aus Vertreter:innen der Universität Wien, des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und des Bundesdenkmalamts, in mehreren Sitzungen erarbeitetes und 2023 finalisiertes Positionspapier, das die gemeinsamen Grundsätze beim Umgang mit materiellen Zeugnissen aus der Zeit der NS-Diktatur in Bodendenkmalpflege und Archäologie umreißt. Das Bundesdenkmalamt sieht dieses Papier gleichermaßen als Grundsatzerklärung wie auch als Selbstbindung.