Krimmler Tauernweg (Salzburg) unter Denkmalschutz gestellt
Der Krimmler Tauernweg wurde bereits in vorrömischer Zeit genutzt und war seit dem Mittelalter ein wichtiger Säumerweg als Handelsroute zwischen Salzburg und Südtirol.
Der Alpenhauptkamm ist aufgrund der geographischen Lage sowohl trennender Gebirgswall als auch Brücke zwischen Mittel- und Südeuropa. Die Säumerpfade und Passübergänge über die Alpen hatten daher seit der Antike große Bedeutung für Verkehr und Handel.
Auf Salzburger Seite führt er vom Windbachtal, einem Seitental des Krimmler Achentals, hinauf zur Passhöhe des Krimmler Tauern an der österreichisch-italienischen Grenze in 2.633 m Seehöhe.
Aus dem Jahr 1154 ist urkundliche belegt, dass Bozener Wein über den Krimmler Tauern gesäumt wurde. Der Weg wurde in dieser Zeit auch als Ausweichroute benutzt, wenn einfachere Alpenpässe wie der Brenner aufgrund politischer Streitigkeiten nicht begehbar waren. So verwendete ihn etwa der spätere Kaiser Karl IV. im Jänner 1340 trotz schwierigster Wetterbedingungen. Über den Saumpfad wurden die Handelswaren mittels Rückentragen oder Tragtieren transportiert – Salz in den Süden und umgekehrt Wein und Schnaps in den Norden.
Durch die neue Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg veränderte sich die Situation gravierend und der Krimmler Tauernweg war nicht mehr nur ein alpenüberquerender Säumerpfad, sondern zugleich auch Grenzübergang zwischen zwei Staaten. 1923 wurde der Vieh-Übertrieb für Südtiroler Bauern, die im Krimmler Achental Almgründe besitzen, durch ein Abkommen zwischen Italien und Österreich gesetzlich geregelt. Trotz der strengen Überwachung der Grenze durch den Zoll wurde viel Schmuggel betrieben.
Eine besondere Rolle spielte der Krimmler Tauernweg 1947 als Fluchtroute, als etwa 5.000 osteuropäische Holocaustüberlebende von der jüdischen Hilfsorganisation Brichah über den Krimmler Tauern nach Italien geschleust wurden, um über den Hafen von Genua nach Palästina zu gelangen, das unter britischem Mandat stand. Man wählte diese Strecke, weil es die einzige Stelle der amerikanischen Besatzungszone in Österreich war, die direkt an Italien grenzte. Die Briten versuchten nämlich bis zur Lösung der Palästinafrage einen großen jüdischen Zuzug dorthin zu verhindern und intervenierten bei mehreren europäischen Regierungen, den Flüchtlingsstrom zu stoppen, sodass etwa der Brenner und der Reschenpass durch die französische Besatzungsmacht in Tirol streng kontrolliert wurde. Über den Krimmler Tauernweg konnte die britische und französische Zone bei der Flucht umgangen werden. Den gesamten Sommer 1947 gelangten auf diese Weise jüdische Flüchtlingsgruppen in anstrengenden Fußmärschen über die Grenze nach Italien.
Vor Kurzem konnte ein authentisch erhaltener Teilabschnitt des Krimmler Tauernweges auf Salzburger Seite unter Denkmalschutz gestellt werden. Der Altweg dürfte auf die letzte große Ausbaustufe Mitte des 16. Jahrhunderts zurückgehen. 1551 wird der Säumerweg auf Ersuchen des Heimeram Oberndorffer bei der erzbischöflichen Hofkammer in Salzburg wesentlich ausgebessert und zum Teil völlig neu trassiert. Oberndorffer, der das Kellenamt des Pflegegerichts Mittersill innehatte, widmete sich in einem ausführlichen Bericht der Beschreibung des Weges und der Gefahren für Säumer, Vieh und Handelsgut. Er schlug eine Verbesserung der Trassenführung vor und fügte seinem Bericht eine grobe Planskizze für den neuen Wegeverlauf bei. Überliefert sind auch die Namen der vier lokalen Wegemacher, welche die Arbeiten im Jahr 1551 durchgeführt und dafür 100 Gulden erhalten haben.
Der etwa 1 bis 1,2 Meter breite Weg ist dammartig durch größere Randsteine aus Findlingen begrenzt und dazwischen streckenweise mit kleineren Steinen oder größeren Platten gepflastert. Bachläufe werden mittels großformatiger Steinsetzungen überwunden. Zum Teil existiert ein wegbegleitendes Entwässerungssystem mit gepflasterten Entwässerungsrinnen oder quer in die Trasse gesetzte lange Steine, um das Hangwasser vom Weg abzuleiten. Wenig unterhalb der Passhöhe sind in steileren Passagen und bei Geröllfeldern große monolithische Steinplatten stufenartig zu Treppen geschlichtet und kleinere Stützmauern errichtet worden.
Aufgrund der Witterung im Hochgebirge stellen befestigte Säumerwege als Alpenübergänge in einem derart guten Erhaltungszustand eine große Seltenheit dar. In seiner Ausgestaltung ist der Krimmler Tauernweg eines der wenigen erhaltenen alpinen Wegesysteme in Österreich, die auf das späte Mittelalter zurückzuführen sind. Als Fluchtroute für Holocaustüberlebende besitzt der Weg, gerade auch vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse, eine wichtige zeitgeschichtliche Bedeutung.