Naturhistorisches Museum Wien: Neugestaltung des Saals XIX als Vortragssaal

Innenansicht des restaurierten Vortragssaales im Naturhistorischen Museum Wien
Vortragssaal XIX, nach Restaurierung

Als das Naturhistorische Museum 1889 eröffnet wurde, enthielt der Saal XIX die ethnographischen Sammlungen aus Afrika, die bereits 1927 aus dem Naturhistorischen Museum ausgesiedelt wurden und heute das Weltmuseum Wien bilden.

Bereits im Jahr 1935 befand sich im Saal XIX ein provisorisch eingerichteter Vortragssaal. 1956 wurde mit der Planung eines vollwertigen Kinosaales begonnen. 1960 wurde der Raum schließlich massiv umgestaltet und als Kino- und Vortragssaal ausgestattet. Decken und Wände wurden verschalt, sodass nichts mehr von der historistischen Ausstattung sichtbar blieb. In den 1990er Jahren wurde aus dem Kinosaal ein Mehrzwecksaal. Eine neue Decke wurde eingezogen, der ehemals ansteigende Boden mit der Kinobestuhlung entfernt und der Fußboden mit Spannteppich ausgelegt.

Nun wurde der Vortragsaal durch ARGE A P Z architekturconsult I Atelier Pichelmann I Zone Media neugestaltet und modernen Erfordernissen angepasst.

Das architektonische Konzept nimmt seinen Ausgangspunkt in einem bewusst zurückhaltenden „leeren Raum“, dessen Wand- und Deckenstuckaturen durch mit teils rekonstruierten Details rückgeführt wurden und dessen Boden analog zu den umliegenden Sälen ausgeführt ist. Eine Reminiszenz an die ursprüngliche, verlorengegangene Raumgestaltung, die zugleich das verbindende Element zu den übrigen Sälen des Stockwerks herstellt, wird durch farblich akzentuierte Schatten subtil in den Raum gebracht. So entstehen gestalterische Leerflächen, die – ebenso wie die freien Gemälderahmungen in der Stuckatur des Frieses – auf die abwechslungsreiche Geschichte des Raumes hinweisen.

Vortragssaal im Naturhistorischen Museum Wien, Detailansicht der Wand mit Schattenelement
Schattenelement

Zum Restaurierprojekt

Moderne Funktionalität verbindet sich mit der historischen Identität des Hauses. Statt das „Raum-in-Raum“-Konzept der 1960er Jahre beizubehalten, wurden im Zuge einer behutsamen Restaurierung verborgene Gestaltungselemente wieder erneut sichtbar gemacht, restauriert und in die neue Raumgestaltung integriert.

Im Zuge der Restaurierungsarbeiten konnte die originale Vergoldung an der Decke ohne Überarbeitungen unter der abgehängten Decke erhalten und gereinigt werden. Durch Umgestaltung und Umnutzung entstandene Fehlstellen wurden formal ergänzt. Figürliche Elemente wurden abgeformt, neu gegossen und angebracht. Der Neuanstrich erfolgte im bauzeitlichen Farbton.

Es gelang auch, zwei Gemälde von August Schäffer, die zum bauzeitlich entstandenen Bilderzyklus im Hochparterre des Naturhistorischen Museums gehörten, wieder im Raum zu präsentieren. Die Gemälde „Kilimandscharo“ von 1888 und „Chimbarozza“ zeigen zwei bekannte, für die Menschheit heilige Berge – Chimborazo und Kilimanjaro – in umliegenden Landschaften. Als bildliche Begleitung der ausgestellten Sammlungsobjekte konzipiert, waren sie im Depot gelagert. Nach Reinigung und Restaurierung sind sie nun wieder am ursprünglichen Platz.

Manuela Legen-Preissl, Stv. Landeskonservatorin und zuständig für das Restaurierprojekt:
„Die Wiederentdeckung vergangener Ausstattungselemente werfen immer wieder spannende Fragestellungen in der Denkmalpflege auf, die bei kooperativer, interdisziplinärer Zusammenarbeit aller Beteiligten zu interessanten Lösungen führen. So auch hier, im neu gestalteten Vortragssaal XIX, im denkmalfachlichen Umgang mit der Stuckdecke und den zwei im Depot gelagerten Gemälde aus dem bauzeitlichen Bilderzyklus des NHM Wien. Mit viel Geschick, konservierungswissenschaftlichem Knowhow und Wissen über traditionelle Handwerkstechnik konnten sie erfolgreich restauriert und in ein modernes Gesamtkonzept integriert werden.“

Jetzt wurde der neue Vortragssaal im Zuge einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit präsentiert.

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