Schulanlage Weiz, Offenburger Gasse 17-23, 8160 Weiz (Steiermark)
Das Weizer Schulzentrum, bestehend aus einer Neuen Mittelschule (ehemals Hauptschule) und einem Gymnasium, inklusive einer Sporthalle sowie dem Vorplatz mit Heizturm und dem Schulwartshaus wurde als Schulanlage mit Bescheid des Bundesdenkmalamtes vom 12.3.2020 unter Denkmalschutz gestellt.
Die Schulanlage in Weiz wurde in den 1960er bis 1970er Jahren in Sichtbetonbauweise errichtet und stellt mit ihren beiden Bauwerken den Höhepunkt in der architektonischen Entwicklung des Hallenschulbaus in Österreich dar. Nicht die Schule selbst wird um eine zentrale Halle gebaut, sondern die Schule wurde sowohl bei der Hauptschule/Neue Mittelschule, als auch beim Gymnasium selbst zur Halle. Die ursprünglich als Doppelhauptschule geplante Anlage stellt damit in der Entwicklung des österreichischen Schulbaus eine entscheidende Wende dar. Viktor Hufnagl leistete mit der Entwicklung des Hallenschulen-Typus Pionierarbeitet in Österreich.
Mit dem Bau der Neuen Mittelschule in Weiz von 1964 bis 1968 wurde österreichweit erstmals ein Schultyp mit einer in der Mitte liegenden und ausschließlich von oben belichteten Halle mit Galerien realisiert. Wichtigstes Element ist ein zentrales Atrium, das als täglicher Begegnungsraum und Aula für Veranstaltungen dient, während die rundum angeordneten Klassenräume durch mobile Wände maximale Flexibilität erlauben. Hufnagl führt hier das Konzept der Hallenschule konsequent durch. Eine modulare Stahlbeton-Tragstruktur mit wenigen Stützen und Kassettendecken erlaubt es ihm, den gesamten Schulraum zu öffnen. Die 40 x 40 Meter umfassende Aula wird von zwölf Stahlbetonstützen gerahmt. Sie dient neben der Erschließung, als Pausenraum und Kommunikationszone sowie als Raum für schulinterne Veranstaltungen. Außerdem sollte der Hallenraum gemäß dem damals propagierten Geist der „offenen Schule“, ein kulturelles Zentrum für die ganze Stadt Weiz sein.
„Die Architektur zeigt einerseits die typischen Merkmale eines relativ robusten Strukturalismus der frühen sechziger Jahre, andererseits eine liebenswürdige, fast spielerische, dem Kind entgegenkommende Kleinmaßstäblichkeit, die den funktionalen, konstrukiven und typologischen Entscheidungen die Härte und das Absolute nimmt.“ (Friedrich Achleitner in: Architekturzentrum Wien (Hg.), Architektur in Österreich im 20. und 21. Jahrhundert, S. 163)
Anstelle der ursprünglich geplanten zweiten Hauptschule wurde in der zweiten Bauphase von 1976 bis 1978 ein Gymnasium errichtet. Mit der Fertigstellung dieses Baus wurde die Schulanlage in Weiz vollendet. Die Positionierung des Gymnasiums entspricht der ursprünglichen Planung. Das Gymnasium ist als Spiegelbild der Neuen Mittelschule ausgeführt. Auch hier ist der charakteristische Kontrast zwischen der Leichtigkeit der Belichtungszone und der Schwere der Betonarchitektur in Szene gesetzt.
Die Architektur der Schulanlage in Weiz verdeutlicht die pädagogische Schulreform der 1960er Jahre. Die Abkehr vom ausschließlichen Frontalunterricht ist in der architektonischen Ausführung ablesbar. Viktor Hufnagl lässt moderne pädagogische Erkenntnisse direkt in die architektonische Formensprache einfließen. Sein flexibles modulares Raumsystem ermöglicht in beiden Schulen einen flexiblen Unterricht je nach Bedarf – Ein zukunftsweisendes Modell, das für die folgenden Schulbauten in Österreich richtungsweisend war.
Mittlerweile steht die Schulananlage seit Jahrzehnten in Verwendung. Im Laufe dieser Zeitspanne sich auch bauliche Schäden aufgetreten, schließlich unterliegen Gebäude generell Alterungsprozessen, die je nach Wartungsqualität unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Dieser Umstand und der Wunsch nach funktionellen Anpassungen haben die Stadtgemeinde Weiz bewogen, eine Projektstudie bei einem Grazer Architekturbüro in Auftrag zu geben. Dieses entwickelte in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt ein Sanierungs- und Adaptierungskonzept. Dessen Realisierung würde nicht nur die Erhaltung des Denkmals unter Beibehaltung seiner Denkmalqualitäten, sondern auch die geforderte Anpassung an zeitgenössische Unterrichtsformen bedeuten.
Im Bundesdenkmalamt ist ein Antrag auf Veränderung der Schulanlage eingebracht worden, der große Eingriffe in das Denkmal vorsieht. Das Bundesdenkmalamt hat als ersten Schritt den Denkmalbeirat um eine sachverständige Beurteilung des Bauzustandes und der Sanierungsmöglichkeiten ersucht.