Positionspapier „Zum Umgang mit materiellen Zeugnissen aus der Zeit der NS-Diktatur in Bodendenkmalpflege und Archäologie“ am Obersalzberg unterzeichnet

Unterzeichnung des Positionspapiers, Susanne Fischer und Christoph Bazil
Dr.in Susanne Fischer (1. Stellvertretung des Generalkonservators, BLfD) und Dr. Christoph Bazil (Präsident des Bundesdenkmalamtes)

Eine Expert:innengruppe aus Vertreter:innen der Universität Wien, des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und des Bundesdenkmalamtes hat ein Positionspapier, das die gemeinsamen Grundsätze beim Umgang mit materiellen Zeugnissen aus der Zeit der NS-Diktatur in Bodendenkmalpflege und Archäologie definiert, erarbeitet.

Vor dem Hintergrund länderübergreifend unterschiedlicher Rahmenbedingungen erkennt und betont die Expert:innengruppe die grundsätzliche Denkmalwürdigkeit von Strukturen und Funden aus der Zeit der NS‐Diktatur (einschließlich ihrer Vorläufer und Folgeerscheinungen). Bodendenkmalpflege und Archäologie sind sich der Verantwortung im Umgang mit den materiellen Zeugnissen der NS‐Zeit und der Tragweite der Aufgabe auf allen gesellschaftlichen Ebenen bewusst.

Das Positionspapier wurde nun von Präsident Dr. Christoph Bazil (Bundesdenkmalamt) und Generalkonservator Prof. Dipl.-Ing. Mathias Pfeil (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege) im Dokumentationszentrum Obersalzberg unterzeichnet. Es gilt gleichermaßen als Grundsatzerklärung wie auch als Selbstbindung.

Präsident Dr. Christoph Bazil (Bundesdenkmalamt): „Das österreichische Bundesdenkmalamt legt sein Augenmerk seit vielen Jahren auf die Erhaltung und würdevolle Vermittlung von NS-Opferorten. Das gemeinsam erstellte Positionspapier macht nun die Verpflichtung von Denkmalpflege und Forschung gegenüber den Zeugnissen des NS-Terrors in besonderer Weise sichtbar.“

Markus Blume (Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst): „Kooperation, Austausch und Dokumentation über Grenzen hinweg – das gemeinsame Positionspapier zwischen Bayern und Österreich hebt den Umgang mit Massenfunden aus der Zeit des Nationalsozialismus auf eine neue Ebene. Eine lebendige Erinnerungskultur ist unerlässlich für das kollektive Gedächtnis unserer Nation. Sie verhindert, dass die Schrecken der NS-Diktatur in Vergessenheit geraten und mahnt zur Wachsamkeit – gerade in diesen Zeiten wichtiger denn je. Die Denkmalpflege leistet dafür einen zentralen Beitrag, indem sie Funde aus der NS-Zeit sichert, dokumentiert und erforscht. Die bayerisch-österreichische Partnerschaft setzt ein starkes Zeichen für die gemeinsame historische Verantwortung unserer Länder.“

Generalkonservator Prof. Dipl.-Ing. Mathias Pfeil (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege): „Da kaum noch Zeitzeugen leben, gewinnen archäologische Funde als materielle Zeugen der Geschichte eine immer größere Bedeutung, um die Lebenswirklichkeit von Opfern und Tätern der NS-Zeit nachvollziehbar zu machen.“

Univ.-Prof.in Dr. in Claudia Theune (Universität Wien, Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie): Auch in Zeiten der vielfältigen Überlieferungen durch Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, schriftlichen und bildlichen Dokumenten der jüngeren Vergangenheit besitzen Objekte ein zusätzliches hohes Potential, um etwa Strukturen von Macht und Terror der nationalsozialistischen Diktatur deutlich werden zu lassen.“

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